Es klingt wie ein schönes und modernes, zugleich aber völlig unrealistisches Märchen. Eine wunderschöne Insel. Abgelegen, aber doch recht gut zu erreichen. Ideal für Urlauber, aber nicht überlaufen. All dies sagt man von El Hierro, der kleinsten Kanarischen Insel. Was hat diese Insel für eine steile Karriere hinter sich. Im Jahre 2002 erklärte die UNESCO El Hierro zum Weltkulturerbe, als mittlerweile dritte Kanarische Insel. Inzwischen existieren konkrete Pläne für ein ehrgeiziges und einzigartiges Projekt. El Hierro soll die erste Insel auf der ganzen Welt werden, die einzig und allein mit erneuerbaren Energien versorgt wird. Damit wäre El Hierro im ökologischen Sinne die Umkehrung der künstlichen Sandinseln vor Dubai.
Es mag noch ein weiter Weg bis dahin sein, doch allein die Tatsache, dass dieses Projekt ernsthaft in Angriff genommen wird, ist ein Sieg für nachhaltigen Umgang mit der Erde. Auch der Tourismus auf El Hierro greift nicht nach den Sternen, die schmucke Luxushotels ordinieren, sondern konzentriert sich auf umweltschonenden Wander- und Individualtourismus. Der Tourismus ähnelt daher dem der Insel La Palma. Ebenso wie auf La Palma Ferienwohnungen wichtiger sind als Hotels, sind auch auf El Hierro Ferienhäuser der erste Anlaufpunkt für Inselgäste. So widersprüchlich es klingen mag, El Hierro und La Palma profitieren von touristisch gesehen ungünstigen Startbedingungen. Die Kapazitäten beider Inseln sind recht begrenzt, zudem fehlt es ihnen an den primären Requisiten gut frequentierter Urlaubsorte: Badestrände und viel Platz. So kam es erst gar nicht dazu, dass El Hierro und La Palma für den Massentourismus entdeckt und aufbereitet wurden. Sie sind bis heute Urlaubsziel weniger, dafür anspruchsvoller Urlauber, die verantwortungsbewusst mit ihrer Umgebung umgehen. Das macht die beiden Inseln, insbesondere aber El Hierro zu einem leuchtenden Beispiel für modernen, umweltbewussten und nachhaltigen Tourismus, der nichts vom klischeebeladenen Einsiedlerurlaub weltfremder Ökofreaks gemeinsam hat. Sicherlich kann man dies auch als Vorbild für andere Regionen sehen.
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