Bier

Wein: Oder warum ich vom Biertrinker zum Rotwein wechselte

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Ich gebe es zu: Ich war jahrelang ein Biertrinker. Es ist auch so schön einfach. Eine Flasche Bier im Kühlschrank, ein Öffner und schon kann der herrliche Gerstensaft getrunken werden. Aus der Flasche. Direkt und ohne Umschweife. Und keiner nimmt einem das übel, rümpft die Nase, wenn man ein Bier aus der Flasche trinkt. Ganz anders ist das beim Wein. Haben Sie schon mal jemanden Wein aus der Flasche trinken sehen? Und wenn ja, welche soziale Stellung hatte er? Auch hier ein Eingeständnis: In? meiner Jugend kam das schon vor: Wein aus der Flasche. Pulle auf und die Flasche kreiste am Baggersee von Hand zu Hand, von Mund zu Mund. Noch viel schlimmer: Keiner hatte einen Korkenzieher um diese blöde Flasche Rotwein aufzubekommen. Das waren noch Zeiten, als der Kork Standard war. Mit einem Schraubendreher aus dem Bordwerkzeug vom Moped haben wir den Korken reingedrückt. Grausig.

Heute ist das anders. Heute googeln wir erst nächtelang beispielsweise bei edle-troepfchen.de um den richtigen Weißwein, Rotwein oder Roséwein für einen in der ferne liegenden Abend herauszufinden. Schneller Genuss? Fehlanzeige. Heute ist alles überlegter. Wein und alles um den Genuss herum ist eine Zeremonie. Die Flasche Rotwein wird schon am Abend davon aus dem Keller geholt. Vorsichtig, nur nicht schütteln. In der Küche bei Zimmertemperatur wird sie im Dunkeln gelagert, damit die Qualität nicht leidet. Der Cabernet Sauvignon, Merlot, Pinot Noir oder der Shiraz. Dann, zwei oder drei Stunden vorher wird die Rotweinflasche entkorkt, denn der Rotwein will atmen. Alles ist akribisch geplant für den kurzen Moment, für den ersten Schluck Rotwein. Die Gläser poliert, das Zimmer abgedunkelt – auch die Stimmung stimmt. Wenn einer meine Freunde, die inzwischen auch alle Weinkenner sind, mit mir einen neuen Rotwein probiert, dann wird darüber diskutiert, welche Farbe der Rotwein hat, welche Aromen wir im Wein entdecken, wie der Abgang ist und wie lange der Nachhall des Rotwein andauert. Das alles sind Gesprächsthemen, die wir bei einer Flasche Cabernet Sauvignon haben.Immer und immer wieder von Neuem aufwärmen können.

Früher – ja, da war das alles anders. Da saßen wir in unserer Junggesellenbude auf der Couch, im Fernseher lieft eine Sportübertragung und jemand brummte: „Ist noch ne Flasche Bier da?“. Ein Nicken langte. Worte mussten gespart werden. Und man schlappte zum Kühlschrank, holte sich eine Flasche und Sekunden später spürte man den kalten Gerstensaft in seiner Kehle. Früher war alles anders. Und einfacher!

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